Eva Suchard

Eva Suchard

Eva Suchard kandidiert für die „Initiative Nordrhein Bonn/Bergisches Land“.

Ihr flammendes Statement zur Kammerwahl könnte auch gut als Aufklärungs-Text für Politiker/Entscheidungsträger dienen, oder wenn mal wieder jemand das Klischee von den „deutschen Apotheken-Preisen“ verwendet:

Mein Name ist Eva Suchard und ich bin seit 18 Jahren Apothekerin.

An meinem Beruf liebe ich den Kontakt zu vielen unterschiedlichen Menschen und die Möglichkeit, in der persönlichen Beratung helfen zu können.

Leider verleiden einem unnötige bürokratische Anforderungen und fehlende finanzielle Wertschätzung im Vergleich zu anderen akademischen Berufen häufig die tägliche Arbeit. Ich möchte mich stärker gesundheitspolitisch engagieren, damit es für uns als Apotheker*innen aber auch für PTAs und PKAs eine Zukunft in der öffentlichen Apotheke gibt.

Ein Problem sehe ich in der obstruktiven Haltung der Krankenkassen. Die Krankenkassen erhöhen die formalen Anforderungen beinahe wöchentlich, um uns entweder – wie im Bereich der Hilfsmittel – aus dem Markt zu drängen oder um uns eine Vertragsverletzung vorwerfen zu können, die dann im Worst Case zu einer Vollabsetzung führt. Viele Krankenkassenvorschriften zur Arzneimittelabgabe haben nichts mit einer gewünschten rationalen und preisbewussten Arzneimittelversorgung von kranken Patienten in einem so gut entwickelten reichen Land wie Deutschland zu tun.

Dies führt zu einem extremen Preisdruck (durch Rabattverträge, unteres Preisdrittel, Importquote etc.), der sich zunehmend auf die Lieferfähigkeit auswirkt.

Als ich bei einem großen pharmazeutischen Unternehmen anrief, um mich zu erkundigen, warum es so schwierig ist, ein bestimmtes Arzneimittel zu bekommen, druckste die Dame am Telefon erst etwas herum, gab dann aber zu, dass man den deutschen Markt nur noch ungern beliefern würde, da die Preise in Deutschland so gefallen seien und man lieber ins europäische Ausland liefern würde.

Hieraus ergibt sich das nächste Problem. Die meisten Wirkstoffe werden nicht mehr in Deutschland hergestellt, zum Teil mit fatalen Auswirkungen, wie man an den Verunreinigungen der Sartane feststellen kann. Wir machen uns erstens abhängig von anderen Ländern und zweitens versorgen wir unsere Kunden nicht mit einer unserem Entwicklungsstand entsprechenden Qualität.

Als Apotheker*in vor Ort jedoch erhöhen sich die Auflagen für Rezeptur/Labor permanent, wohingegen die Bezahlung einer solch aufwendigen Individualrezeptur absolut unangemessen ist. Ebenso sind natürlich der Notdienst und andere behördliche Auflagen zu nennen, die unsere Arbeit immer weniger rentabel werden lassen. Diese Entwicklung führt dazu, dass junge Kollegen*innen sich nicht mehr selbständig machen wollen, weil ihnen das finanzielle Risiko zu groß ist. An dieser Stelle muss ich zwingend auf die Gehälter der Apothekenmitarbeiter eingehen. Der Tarifvertrag sieht für eine(n) Apotheker*in im ersten Berufsjahr einen Bruttostundenarbeitslohn von 19,60 € vor. Für eine PTA (im 1. Jahr) einen Bruttostundenlohn von 11,70 €. Zum Vergleich: Laut der Presse bekommen Sicherheitskräfte am Flughafen, die, soweit ich weiß, eine dreimonatige „Ausbildung“ machen, bereits 17,00 € pro Stunde und fordern eine Erhöhung auf 20,00 € pro Stunde! Also mehr als ein Apotheker*in im ersten Jahr!! In meinem privaten Umfeld erhalten viele ungelernte Putzkräfte (als Minijob) zwischen 12,00 € und 15,00 € pro Stunde!

Die Honorierung durch die Krankenkassen muss dringend angepasst werden und man muss die gesellschaftliche Frage stellen, ob wir wollen, dass unsere Arzneimittel in Entwicklungsländern unter skandalösen Umwelt- und Arbeitsbedingungen hergestellt werden und ob wir wollen, dass Patienten ihre Arzneimittel lieber bei Doc Morris oder ähnlichen Modellen im Ausland kaufen, weil sie dort Rabatte bekommen, die wir nicht geben dürfen.

Anscheinend ist es den deutschen Politikern lieber, dass andere Länder die Produktionsstandorte übernehmen (… denn es handelt sich ja nur um Arzneimittel und nicht um Autos …) oder die Mehrwertsteuer von Arzneimitteln im europäischen Ausland gezahlt wird und nicht hier bei uns in deutschen Apotheken.

Die Apothekerschaft muss ein verzerrtes Bild der Gesellschaft von Apotheken geraderücken und aufklären, dass Kompetenz und Qualität nicht zu „Geiz ist geil – Dumping Preisen“ zu bekommen sind.

Ich möchte mich dafür einsetzten, dass wir unsere ratsuchenden Kunden auch in Zukunft fachlich kompetent, aber auch persönlich und individuell in der Apotheke vor Ort beraten und mit hochwertigen Arzneimitteln versorgen können.